Unter der Regie des Pettenreuther Dekans Wolfang Spirck wurde 1732 die ursprünglich gotische Pfarrkirche von Lambertsneukirchen umgestaltet. Das Langhaus wurde nach Osten verlängert und im Inneren und Äußeren barockisiert. Auch der Kirchturm wurde neu gebaut. Das Innere der Kirche präsentiert sich dem heutigen Betrachter in schlichter, aber ganzheitlicher Ausgestaltung des frühen Rokoko. Bemerkenswert ist die hohe Qualität der Altäre und ihrer Ausstattung.
Der Hauptaltar zeigt über dem zweigeschossigen Tabernakel das apokalyptische Lamm auf dem Buch mit den sieben Siegeln. Darüber erhebt sich in der Mittelnische die Figur des Kirchenpatrons St. Lambert umrahmt von den beiden Standfiguren St. Georg (links) und St. Franziskus (rechts), daneben sind als kleine Randfigürchen St. Sebastian (links) und St. Wolfgang (rechts) zu sehen. Der Hl. Lambert hat sein Martyrium überwunden und tritt ein in die Gemeinschaft der Heiligen. Seinem Blick öffnet sich bereits die himmlische Herrlichkeit, die unseren Augen noch verborgen ist. Solange wir noch in dieser Welt leben, wohnt Christus in der Gestalt des Brotes unter uns. Er nimmt teil an unserem Leiden, will uns davon aber auch erlösen. Im Baldachinüberbau ist das dreiecksförmige Symbol des Gottesauges angebracht, umgeben von einem Strahlenkranz mit Engelköpfchen. Die vier begleitenden Putten demonstrieren beschwingt die Freuden der himmlischen Herrlichkeit. Die aufwendige Frührokoko-Anlage ist ein Werk des Burglengenfelder Malers und Bildhauers Johann Gebhardt Gschwendt (1759.
Das Gemälde des linken Seitenalters, die „Darbringung und Krönung Mariens“ scheint ein Nebenprodukt des bekannten Malers Johann Gebhard von Prüfening (1676-1756) gewesen zu sein, der um 1740 das Deckengemälde im benachbarten Pettenreuth malte und unter anderem auch die Klosterkirche von Reichenbach ausgestaltete. Die herausragende Qualität des Gemäldes in Komposition, Stil und koloristischer Ausführung erlaubt eine Zuschreibung in den engen Umkreis von Johann Gebhard.
Das bei der Kirchenrenovierung 1997 von Franz Berg (Michelsneukirchen) geschaffene Deckengemälde bindet das Martyrium des Hl. Lambert in die Heilsgeschichte ein. Außerdem wurde mit einem Durchbruch durch die Nordmauer ein Beichtzimmer geschaffen. Die Vorlagen für die bunten Glasfenster wurden von Ursula Waldhier (Kümmersbruck) erstellt. Das obere Fenster symbolisiert in kalten Farbtönen die Schuld und die Lieblosigkeit im mitmenschlichen Umgang. Dagegen besteht das untere Fenster aus Glaselementen in warmen Farben, die sich um die Form eines lichtvollen Kreuzes gruppieren. In Verbindung mit dem Kreuz an der Wand entsteht durch das Lichtspiel des Fensters eine Atmosphäre, die belasteten Menschen Befreiung und Erlösung vermitteln will.
Pfarreigeschichte
Die Errichtung der Pfarrei dürfte schon unmittelbar nach der Rodungsphase in unserem Heimatraum im 11. und 12. Jahrhundert begonnen haben und in engem Zusammenhang stehen mit der benachbarten Hofmark Bodenstein, die nachweisbar vom 15. Jahrhundert an das Präsentationsrecht (Recht auf die Besetzung der Pfarrei) ausübte. Zur Zeit der Reformation (1556 – 1617) ging das Kirchenlehen auf die Schlossherrn von Hackenberg über. Bis dahin war die Pfarrkirche dem Heiligen Martin geweiht.
Erstmals wird die Pfarrei Lambertsneukirchen unter der Bezeichnung Nevnchirchen im ältesten Pfarreienverzeichnis der Diözese Regensburg genannt, das auf das Jahr 1326 datiert wird. Spätgotische Bauelemente an der Pfarrkirche, wie das Eingangsportal und die Sakramentsnische an der Langhausnordwand, weisen ebenfalls auf das 14. Jahrhundert hin.
Der heutige Ortsname Lambertsneukirchen entstand offenbar nicht aus einem Kirchenpatrozinium, sondern allein aus Gründen der häufigen Verwechslung mit dem nahegelegenen Martinsneukirchen (Pfarrei Zell). Nach der Gegenreformation im 17. Jahrhundert ist die Kirche jedenfalls allein dem ehemaligen Nebenpatron St. Lambert geweiht (Pfarrpatrozinium am 17. September); der Hauptpatron St. Martin geriet in Vergessenheit. Damals war ein Wechsel der Patrozinien gar nicht ungewöhnlich.
Von 1617 – 1783 musste Lambertsneukirchen ohne eigenen Pfarrer auskommen und wurde von Pettenreuth aus mitpastoriert.
1783 bekam Lambertsneukirchen erstmals wieder einen eigenen Pfarrer (Vincenz Knäbl), der den alten Pfarrhof in Wieden erbaute (seit 1978 nicht mehr in Pfarreibesitz), auf dem bis Mitte des 20. Jahrhunderts auch eine Ökonomie betrieben wurde. Seit 1783 wird Lambertsneukirchen eigenständig von einem Pfarrseelsorger betreut.
1840 erhielt das Kollegiatstift zur Alten Kapelle in Regensburg mit dem Erwerb der Gutsherrschaft Hackenberg auch das Vorschlagsrecht für die Besetzung der Pfarrei, von dem es nachweislich bis 1934 Gebrauch machte. Seither ist allein der Bischof zuständig für die Besetzung mit Seelsorgern. Die Entwicklung der Bevölkerung im Pfarrgebiet stieg im 19. Jahrhundert von 400 auf 460 Katholiken an.
1922 wurden die Ortschaften Wulkersdorf, Plitting, Darmersdorf, Manghof, Ober- und Unterbraunstuben umgepfarrt von dem weit entfernten Nittenau nach dem näher gelegenen Lambertsneukirchen. Vor Beginn des II. Weltkrieges weist die Pfarrei eine Katholikenzahl von mehr als 700 auf. Mit dem Pfarrhofneubau 1993 wurde ein Zeichen für die Zukunft in unserem Lebensraum gesetzt. Wenn eine Pfarrgemeinde unter 1000 Katholiken auch in Zukunft eigenständig bleiben will, braucht sie Menschen, die bereit sind mitzuarbeiten und mitzugestalten.
Pfarrer der Pfarrei
03/2024 – heute | Pfarrer Alois Schmidt Diakon Karlheinz Renner Pfarrvikar Michael Antony Amuthavalan |
2022 – 03/2024 | Pfarrer Alois Schmidt Diakon Karlheinz Renner Pater Anish Antony Kollaratte |
2003 – 2022 | Konrad Mühlbauer |
1991 – 2001 | Thomas Köppl |
1955 – 1991 | Günther Polotzek |
1947 – 1955 | Georg Schraml |
1940 – 1947 | Willibald Würth |
1934 – 1939 | Georg Schraml |
1930 – 1934 | Wolfgang Ederer |
1926 – 1930 | Josef Stahl |
1917 – 1926 | Dr. Karl Käß |
1892 – 1917 | Ernst Kraft |
1887 – 1892 | Jakob Lehrer |
1880 – 1887 | Heinrich Hamann |
Die Verehrung des Hl. Lambert von Lüttich
Lambert, der Grafensohn und Bischof von Tongern – Maastricht (etwa 670 – 705), gehört in die Reihe jener Kirchenfürsten, die als weltliche Große mit ihrem Kirchenamt politischen Einfluss verbanden und die in die internen Machtkämpfe des Frankenreiches der damaligen Zeit verwickelt waren. Lambert musste im Laufe dieser Wirren eine Zeitlang von seinem Bischofsstuhl weichen und verbrachte sieben Jahre im Kloster Stablo. Schließlich wurde er ein Opfer dieser weltlichen Auseinandersetzungen. Freunde des Bischofs töten zwei Männer , die in seinen Besitzungen eingebrochen waren und sie verwüstet hatten. Dodo, ein Verwandter der Ermordeten, übte nach altem germanischen Recht Blutrache und brachte nun den Bischof Lambert mit einigen seiner Getreuen um, wohl am 17 September 705 „in villa cui vocabulum est Leodio“ . Dieser ganz und gar unchristliche Handel ist nach dem ersten Biographien die Art, wie Lambert zu Tode kam, und die älteste Vita kennt keine andere Todesursache. Erst zwei Jahrhunderte später, in der Zeit der kirchlichen Reformbewegungen mit ihrem Kampf gegen die weltlichen Größen als Bischofe und Äbte erschien diese Darstellung des Martyriums eines nun schon sehr verehrten Heiligen anstößig und direkt regelwidrig. Da trat seit dem 10. Jahrhundert zunächst neben die alte Fassung, dann an ihre Stelle eine andere Geschichte, die Lambert neben Johannes den Täufer und Elias stellte. Lambert soll Pippin sein ehebrecherisches Verhältnis zu Alpais vorgehalten haben und danach – mit seinen Gefährten Petrus und Andoletus – von Dodo, dem Bruder der Alpais, getötet worden sein. Damit hatte man eine Begründung, die den strengen Auffassungen dieser Reformzeit vom Martyrium entsprach.
Gleich nach der Ermordung des Bischofs müssen wohl Freunde seine Verehrung als Heiligen durchgesetzt haben, und bereits in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts heißt er Märtyrer. Rund zehn Jahre nach seinem Tode steht in Lüttich eine Kirche, die Maria und Lambert geweiht ist. (…) Vor allem hat Lamberts Nachfolger Hubertus, der ebenfalls dem fränkischen Hochadel angehörte, die Verehrung stark gefördert. (…) Insbesondere soll er die Translation der Reliquien von Maastricht, wo Lambert zuerst in dem Grabe seines Vater beigesetzt war, nach Lüttich um 717/718 durchgeführt haben.
Der Lambertuskirche in Lüttich folgen bald schon weitere, unter anderem in Mainz im Hof des Klosters Lorsch (779) und endlich Freising (kurz nach 800)
Mit dem Einfluss der Karolinger im bayerischen Raum kam Lambert offensichtlich mit fränkischen Größen nach dort und erschient bereits 805 als Nebenpatron des Domes in dem besonders stark fränkisch beeinflussten Freising.
Die beiden folgenden Jahrhunderte bringen eine große Zahl von Ersterwähnungen der Lambertuskirchen und verstärken damit nur noch den Eindruck des raschen Aufblühens und der weiten Strahlung des Lambertuskultes in ältester Zeit.